Vor fünfzig Jahren, am 11. Oktober 1962, wurde das Zweite Vatikanische Konzil einberufen. Papst Johannes XXIII erfüllte sich damit ein Lebensziel und setzte es gegen konservative Kräfte in der Kurie durch. Im Jahr darauf starb er, und es lag an seinem Nachfolger Papst Pius VI die Gedanken von der Erneuerung der katholischen Kirche, die Modernisierung in vielen Bereichen und den Dialog mit anderen Religionen weiter voranzubringen.
Mit den Beschlüssen des Zweiten Vatikanischen Konzils gelang der katholischen Kirche der entscheidende Schritt ins 20. Jahrhundert - eine überfällige Erneuerung, die Papst Johannes XXIII mit „Aggiornamento“ - einem „Heutigwerden“ umschrieb.
Einen Text aus der Pastoralkonstitution „Kirche in der Welt von heute“ des Zweiten Vatikanischen Konzils stellt das Poster der action 365 in den Mittelpunkt: „Das Gewissen ist die verborgene Mitte und das Heiligtum im Menschen, wo er allein ist mit Gott, dessen Stimme in diesem seinem Innersten zu hören ist.“
Für diese transzendentale Erfahrung findet das Poster einprägsame Symbole: ein blaugrüner Kreis mit einem weißen Kreuz (Gestaltung: Gottfried Pott).
Der Mensch steht im Zentrum, die Beziehung des Individuums zu seinem vertrauten Gott und Herrn vollzieht sich in erster Linie über das Gewissen. Ein großer humanitärer Anspruch, der auch heute, ein halbes Jahrhundert später, nicht in allen Ländern dieser Erde verwirklicht werden kann. Nicht überall auf der Welt haben Menschen die Möglichkeit, sich in allen Lebensbereichen frei zu entscheiden. Aus diesem Grund ist es umso wichtiger, dass unabhängig von jeder Institution die Stärkung der Persönlichkeit jedes Einzelnen gefördert wird. Ohne Selbstbewusstsein kein Gewissen, ohne persönliche Identität kein Hinhören auf eine innere Instanz.
„Durch die Treue zum Gewissen sind alle Menschen miteinander verbunden“. Es ist eine optimistische, hoffnungsvolle Aussage, an deren Verwirklichung alle aufgerufen sind, mitzuarbeiten.
(Text: Ulrike Maria Haak)