Noch versteckt sich die Erde unter Schnee und Eis, die Sonne hinter einer dicken Wolkendecke. Das neue Jahr bietet die Chance, vieles zu verändern, besser zu machen. Welche Projekte möchte ich dieses Jahr unbedingt angehen? Welche Pläne habe ich?
Aber nicht jeder Plan lässt sich verwirklichen. Nicht jedes Saatkorn trifft auf fruchtbaren Boden und wächst zu einer stattlichen Pflanze empor. Ein ganzer Teil der ausgebrachten Saat fällt den Vögeln oder der Dürre zum Opfer, trifft auf steinigen Boden oder unfruchtbares Land, so beschreibt das Evangelium nach Matthäus das Gleichnis vom Sämann, welches das soeben erschienene Poster der action 365 zum Thema hat (Collage: Arthur J. Elser / Kalligraphische Gestaltung: Gottfried Pott).
Die Farben erinnern an den expressionistischen Maler Vincent van Gogh, auch er wählte das Sujet für eines seiner späten Bilder, das er 1888 im südfranzösischen Arles malte. Ein Sujet, das in der Kunstgeschichte den religiösen Bezug deutlich beinhaltet. Vincent van Gogh war trotz seiner unkonventionellen Lebensweise ein zutiefst religiöser Mensch. Er sah im Motiv des Sämanns einen Garant für die ewige Wiederkehr, den steten Neubeginn, die neue Chance, das Leben in den Griff zu bekommen. „Wer Ohren hat, der höre!“, endet Jesus sein Gleichnis mit einem eindringlichen Zuspruch an die versammelten Zuhörer. Aufmerksam sein, Zuhören und das Gehörte auch Verinnerlichen und gegen Widerstände verteidigen, so sollte jeder von uns versuchen, seinen Plänen auch Taten folgen zu lassen.
Doch ich bin nicht allein, sondern eingebunden in ein kompliziertes Netzwerk von Geben und Nehmen, Schenken und Empfangen. So wie der Bauer in jedem Frühling seine Felder und Wiesen neu bestellt, die Saat ausbringt und die kleinen Pflänzchen geduldig hegt und pflegt, damit er im Herbst reiche Ernte einbringen kann, so ist jeder einzelne von uns nicht allein in seinen Entscheidungen und Plänen. Der Bauer kann nur im Einklang mit den Jahreszeiten planen, und so wirken auch auf unsere Entscheidungen tiefere Zusammenhänge. Der Arbeitsplatz, Familie, Gemeinde, Freunde – sie alle haben mehr oder minder Einfluss auf unser Leben. Wir tun nicht alles nur für uns – wir tun es, um das Ergebnis unserer Taten zu genießen: Erfolg im Beruf, Freude in der Freizeit, Glück und Zusammenhalt in der Familie.
(Text: Ulrike Maria Haak)