Es ist der Einbruch einer unsichtbaren, aber wirkmächtigen Gefahr ins alltägliche Leben,den Europa und die Welt in diesen Zeiten erlebt. Die Gefahr geht von einem unberechenbaren, weil unbekanntem Virus aus, der die Menschheit befällt wie eine alttestamentarische Heimsuchung. Das Corona-Virus hat das Leben aller Menschen auf der Welt verändert. Es hat die Welt in einen Zustand der Krise versetzt, wie es sie zuvor so umfassend nach 1945 nicht gegeben hat.
Das Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit, nach Schutz vor Gefahren, gehört zu den menschlichen Grundbedürfnissen. Der plötzliche Einbruch einer Krise bringt diese grundlegenden Bedürfnisse ins Wanken: Angst und Unsicherheit, Verzweiflung und auch Wut sind Emotionen, die eine Krise auslösen kann. Die aktuellen Demonstrationen gegen die Einschränkungen der Freiheitsrechte zur Bekämpfung der Pandemie sind Folge dieser emotional aufgeladenen Zeiten der Krise. „Ich will mein Leben zurück“ - Aussagen von Demonstranten zeigen, dass die monatelangen Einschränkungen des Alltags Folgen haben.
Doch jede Krise birgt auch Chancen. Denn das Ende ist offen: es kann schlechter, aber auch besser werden. In einer Krise gibt es irgendwann einen Moment der Entscheidung, einen Wendepunkt: entweder zum Besseren oder zum Schlechteren. Das unterscheidet sie von einer Katastrophe, die dauerhaft negative Entwicklungen bringt. Das Gute: In Krisenzeiten gibt es Hoffnung. Hoffnung, dass wir unser Leben zurückbekommen.
Das aktuelle Poster wirkt wie eine Ideensammlung auf gelben Notizzetteln: Gedanken wie, was kann ich aus diesen Krisenzeiten mitnehmen? Lernen? Was brauche ich wirklich?
„Was wir wirklich brauchen, wissen wir zutiefst, auch wenn wir anders leben. Es holt uns ein, überrascht uns, ruft uns mit der Stimme des Herzens und unseres Gewissens.“ Der Text von Inge Schneider beschreibt die aktuelle Situation sehr gut. Denn nicht alles ist schlecht in diesen Krisenzeiten: Solidarisches Denken in Zeiten von Maskenpflicht und Abstandsregeln. Nähe trotz Distanz: Familien verbringen mehr Zeit miteinander und lernen sich besser kennen. Spaziergänge führen in die Umgebung, Ferien per Flugzeug oder Auto sind nicht angesagt und schützen so die Umwelt. Die Natur erholt sich. Es gibt ein neues Gefühl von Zusammenhalt und die Besinnung auf echte Freunde und Familie. Und endlich kommt es zu einer Wertschätzung von systemrelevanten, aber unterbezahlten Berufen. Diese Effekte gilt es dauerhaft in die Zeiten nach Corona zu retten.
In Krisenzeiten müssen Entscheidungen getroffen werden. Jeder und jede ist zurückgeworfen auf sich selbst, weil der Alltag, wie wir ihn kannten nicht mehr existiert. Das ist schrecklich, aber manchmal auch - schön. Besinnen wir uns auf das, was wirklich lebensnotwendig ist, werfen wir unnötigen Ballast über Bord, damit das Schiff auf dem Ozean des Lebens nicht untergeht.
(Text: Ulrike Maria Haak)