Zeit ist kostbar. So eindringlich, wie auf dem aktuellen Poster zum Thema „Lebenszeit“ wird einem der Wert von Zeit selten vor Augen gestellt. „Jeder hat seine Zeit“ - Wir können uns also gar nicht mehr Zeit nehmen, als wir ohnehin schon haben. Wir haben sie als Geschenk von Gott erhalten, zur freien Verfügung gewissermaßen. In der Hektik des Alltags wird der wahre Wert von Zeit nur zu oft vergessen. Der Tag ist eingeteilt in strenge Muster, aus denen auszubrechen kompliziert, oft unmöglich scheint.
Kinder dagegen wissen noch am besten mit ihrer Zeit umzugehen: sie begreifen sie noch nicht als in Stunden und Tage einteilbar, sondern als ein großes Geschenk. Sie leben jeden Moment unverstellt und direkt, so als sei es der wichtigste. Im Spiel erfahren sie die Welt und ihre Möglichkeiten. „Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“, schrieb schon Friedrich Schiller, der sich bereits vor mehr als 200 Jahren in seiner Schrift „Über die Ästhetische Erziehung des Menschen“ gegen die Spezialisierung und Mechanisierung des Lebens wandte und für eine ganzheitliche Lebenserfahrung eintrat.
„Ich bitte dich nicht, mir mehr Zeit zu geben. Ich bitte dich aber um Gelassenheit, jede Stunde zu füllen“, so der Text des evangelischen Theologen Jörg Zink. Die Taschenuhr auf dem Poster scheint hin und her zu schwingen, ein Sinnbild für die beschleunigte Welt, in der wir leben, geprägt von Hektik und Leistungsprinzipien (Gestaltung: Gottfried Pott). Und trotzdem hat jeder es sprichwörtlich selbst in der Hand, wie er seine Zeit verbringt: „Jeder hat seine Zeit“. Wenn wir es nicht wollen, kann niemand sie uns wegnehmen. Wenn wir dagegen die Zeit, die Tage, Wochen und Jahre unseres Lebens nicht als selbstverständlich hinnehmen und wie selbstverständlich wieder weggeben, sondern dankbar mit Sinn füllen, dann wird sie uns so kostbar, wie sie es sein sollte: Jede Sekunde ist dann so wertvoll wie ein Tropfen Wasser in der Wüste. Dankbarkeit, Gelassenheit, Fürsorge, Sorgfalt – aber auch Ruhe, Spiel und Stille gehören zu sinnvoll verbrachter Zeit. Jedes scheinbar beiläufige Gespräch kann im Mitmenschen etwas auslösen, dessen wir uns nicht bewusst sind. Achten wir auf uns, achten wir auf unsere Mitmenschen, leben wir unsere Lebenszeit im Vertrauen auf Gott.
(Text: Ulrike Maria Haak)