Sind wir von allen guten Geistern verlassen? In einer Zeit, in der die Zeitungen und Nachrichtensendungen voll sind von Schreckensmeldungen jeder Art könnte einen die Zuversicht schon verlassen: Jugendliche, die Schwächere zusammenschlagen, Eltern, die ihre Kinder quälen, Kinder, die sich in Scheinwelten von Computer und Internet flüchten – ist unsere Gesellschaft in Gefahr, keine zivilisierte mehr zu sein? Geht uns das Maß dafür, was anständig, gerecht und moralisch ist, verloren?
Zu allen Zeiten haben Gesellschaften Menschen gebraucht, die Vorreiterrollen übernehmen. Menschen, die auf Mißstände hinweisen und Besserung einfordern. Schon vor bald zweitausend Jahren wurde Paulus in seinen Briefen an die Thessalonicher nicht müde, darauf hinzuweisen, dass das Leben in der Gemeinschaft auch Regeln und Pflichten beinhaltet. „Löscht den Geist nicht aus!“ – die Mahnung des Apostel Paulus an das Volk der Thessalonicher hat sich das aktuelle Poster der action 365 zum Titel gewählt. Im Zeitalter des Internet, der scheinbar grenzenlosen Kommunikation mit allen und jedem, geht erstaunlicherweise die Beziehung zu unseren nächsten Mitmenschen vielen verloren. Die Gefahr, falschen Vorbildern und Idealen zu frönen, ist groß, vor allem für die Heranwachsenden, die in besonderem Maß nach solchen Vorbildern verlangen.
Sich dem Zeitgeist zu entziehen, so der Text des Posters (Gestaltung: Gottfried Pott/Text: Werner Löser), ist nicht einfach. Es gehört zunächst das Erkennen dazu, dass etwas falsch ist. Dass zu wenig Zeit bleibt, miteinander zu reden in Familie und Freundeskreis. „Wenn gilt, dass wir leben um zu arbeiten und nicht mehr arbeiten um zu leben, gerät unser Miteinander durcheinander.“ Unser Miteinander in Beruf, Familie und Freundeskreis ist ein zerbrechliches Gut. Gerät es aus dem Gleichgewicht, sind auch wir selbst in Gefahr, den falschen Weg einzuschlagen, einen unguten Geist zu entfachen. Pfingsten fängt bei jedem einzelnen von uns an: Ein guter Geist in einem Meer von unguten Geistern wirkt ansteckend. Diesen Glauben sollten wir uns gönnen und zuversichtlich weitergehen auf dem Weg des guten Geistes.
(Text: Ulrike Maria Haak)