Anfang Juni kommen an die Hunderttausend Menschen zum Evangelischen Kirchentag nach Dresden. Das Motto des diesjährigen Kirchentags: „…Da wird auch dein Herz sein“. Es sind Menschen auf der Suche nach Sinn, die diese großen Glaubenstreffen alljährlich besuchen. Das aktuelle Poster der action 365 greift diese Sinnsuche auf und ergänzt das Motto des Kirchentags, eine Bibelstelle aus dem Matthäusevangelium: „Wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein“.
Doch so sehr die Suche für viele Teilnehmer der Kirchentage im Vordergrund steht, sie ist nicht zentral. Es geht um das Finden. Um etwas zu finden, muss man genau hinschauen. In zutiefst anschaulicher Weise hat Antoine de Saint-Exupéry in seinem Welterfolg „Der kleine Prinz“ diese Suche und das Finden beschrieben. Ein modernes Märchen: Der kleine Prinz kommt von einem anderen Stern und hat einen unverstellten, naiven Blick auf die Wirklichkeit. Er versteht nicht, dass die Menschen auf der Erde unter fünftausend Rosen nicht das finden, was sie eigentlich suchen. Der kleine Prinz braucht dafür nur eine, oder sogar gar keine Rose. Denn er hat in einem einzigen Moment des Schauens ein für allemal erkannt, was eine Rose an sich für ihn bedeutet. Sie bedeutet ihm Freude, gibt ihm Zuversicht, führt ihn nach Hause.
Die Suche nach dem Schatz erschöpft sich also nicht im Graben tiefer Löcher. Das Poster stellt dies eindrucksvoll vor Augen: Ein Loch in den Sand gegraben, ein alltägliches Erlebnis im Sommerurlaub am Strand (Foto und grafische Gestaltung: Gottfried Pott). Doch wo sich der eigene, persönliche Schatz befindet, das muss jeder mit sich selbst ausmachen. Mit seinem Herzen. Nicht um die Suche nach dem nächsten Höhepunkt in unserem ohnehin nach Erfolg ausgerichteten Leben geht es, sondern um die Konzentration auf das Wesentliche. Das Wesen des Menschen ist keine leere fremdbestimmte Hülle, die sich an Äußerlichkeiten orientiert. Im ständigen Vergleich mit anderen wird niemand glücklich. Dem kleinen Prinzen erklärt diese philosophische Erkenntnis ein weiser Fuchs in der Wüste: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
Und so finden wir den größten Schatz in diesem Sommer vielleicht tatsächlich in einem entspannten Moment am Urlaubsstrand: im gerade nicht zielführenden Spiel, in der fast vergessen geglaubten Erfahrung, wie sich die einfachen Dinge des Lebens anfühlen. Wie Sand, der beim Graben am Strand durch die Finger rieselt.
(Text: Ulrike Maria Haak)