Unser neuer Papst macht es uns vor: jemand der Humor hat, ist kein bloßer Witzereißer. Sein Pontifikat begann Papst Franziskus mit einem Scherz: ein einfaches „Gute Nacht“, rief er vom Balkon auf den Petersplatz zum Abschied an diesem bedeutsamen Abend. Es ist ein Regelverstoß, denn er als frischgewählter Papst gibt sich in aller Öffentlichkeit als Mensch mit Humor zu erkennen. Er nimmt sich in einer Situation, die seine Umwelt mit Bedeutung aufgeladen hat, nicht so wichtig. Das Amt ist die eine Seite, sein Charakter die andere. Franziskus übt sich in bedingungsloser Gelassenheit. Und zeigt damit der ganzen Welt: so schnell könnt ihr mir nichts anhaben, im vermeintlich Gutgemeinten wie im Schlechten nicht.
„Humor ist keine Gabe des Verstandes, sondern eine Gabe des Herzens“. Das aktuelle Poster der action 365 (Gestaltung und Text: Gottfried Pott) hat sich ein Zitat des streitbaren Publizisten des 18. Jahrhunderts, Ludwig Börne, zum Titel genommen. Humor kann man nicht erlernen, diese Gabe muss einem gegeben sein. Gegenwärtig kommt diese Gabe im Kirchenalltag zu kurz. Schließlich ist selbst der Brauch des Osterlachens in weiten Teilen Deutschlands bis heute in Vergessenheit geraten. Am Ostersonntag, dem Tag der Auferstehung des Herrn, war es im Mittelalter Brauch, der Gemeinde eine humorvolle, mit oftmals derben Witzen gespickte Predigt zu kredenzen.
Ziel war ein fast psychotherapeutisches Gemeinschaftserlebnis: im gemeinsamen Lachen der Freude über den Sieg Jesus Christus über den Tod Ausdruck zu verleihen. Die allgegenwärtige Angst vor dem Tod wurde sprichwörtlich weggelacht. Eine Art nachgeholter Karneval im Kirchenbau. Freudvoll, witzig, anarchisch – weshalb es in Zeiten der Reformation eine starke Gegenbewegung gegen die allzu humorvollen Veranstaltungen gab und der Brauch des „Osterlachens“ heute nur noch in einigen entlegenen Gemeinden Süddeutschlands überlebt hat. Ein Fehler – denn warum das Feld der Freude, des Humors, nur dem weltlichen Karneval überlassen? Hat nicht die Kirche hier einiges nachzuholen? Ist es nicht eine Chance, die Menschen auch über die Grenzen der Konfessionen zu erreichen und zu berühren? Im gemeinsamen Lachen offenbart sich so vieles: Grenzen jeder Art fallen, Gemeinsamkeiten zeigen sich.
(Text: Ulrike Maria Haak)