Kein Bild steht so sehr für die schönste Jahreszeit, den Sommer, wie das einer blühenden Blumenwiese. Die ganze über den Winter gerettete Kraft erglüht unter der wärmenden Sonne, ein großartiges Naturschauspiel, jedes Jahr aufs Neue. Nur um nach einer kurzen Zeit Platz zu machen, weil die Reihe nun an anderen Blüten und Blumen ist, ehe der ganze Glanz im Winter vorbei ist, zur Ruhe kommt.
Keine Blume steht so sehr für diesen Wechsel wie der Mohn: In feuriger Röte färbt er ganze Wiesen, ist ein Bild für die pure Freude am Leben, aber genauso schnell ist er auch verwelkt. In den angelsächsischen Ländern ist die Mohnblume das Symbol für die auf den Schlachtfeldern der Weltkriege gefallenen Soldaten, zumeist junge Männer in der Blüte ihres Lebens. Denn auf den Gräbern der Gefallenen blühten zu allererst Mohnblumen, deren Farbe von Hoffnung, aber auch vom Gedenken an die blutigen Schlachten der Weltkriege sprach.
„Hoffnung“ lautet das Thema des aktuellen Posters (Bild: Arthur Elser). Diesen Begriff assoziieren die meisten damit, dass ein Ereignis, eine Situation, in die sie im Lauf des Lebens geraten, in der Zukunft einen für ihre Interessen möglichst guten Ausgang haben wird. Das Zitat des tschechischen Bürgerrechtlers und späteren Staatspräsidenten Vaclav Havel weitet diese doch sehr enge, persönliche Auslegung ins Allgemeine: „Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht. Hoffnung ist die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“
Und diese Ausweitung macht sein Zitat so revolutionär: Die Ich-Bezogenheit, das Hoffen auf das persönliche Glück, ist eigentlich eine allzu menschliche Schwäche. Denn in der Vereinzelung droht auch Einsamkeit, Verzweiflung, Mutlosigkeit bis zur Selbstaufgabe, wenn sich die Dinge nicht so entwickeln wie erhofft. Denkt man sich jedoch als ein Teil eines höheren, ordnenden Ganzen, stellt sich Beruhigung ein: Man ist nicht allein mit seinen Problemen, es gibt einen sinnstiftenden Teil, zu dem man gehört, in dem das eigene Erlebte einen Sinn ergibt. Man ist aufgehoben, sei es in der eigenen Familie oder dem christlichen Gemeindeleben.
Nur mit solch einem Denken kann man Schicksalsschläge wie Vaclav Havel ertragen und überleben. Für seine Überzeugungen ging er mehrmals in seinem Leben in Gefangenschaft und kam unerschütterlich und gestärkt wieder heraus – einer, der nicht davon ausging, dass etwas gut ausgehen würde, und der doch kämpfte und sich für den Frieden einsetzte. Das machte ihn zum Helden und zu einem großen Europäer. Und in gewisser Weise auch zu einem großen Gläubigen, unabhängig von jeder Religionsrichtung, zu einem Glaubenden an die humanistische Idee. Sein Denken wurzelte zutiefst in den christlichen Gedanken der Nächstenliebe und der Bewahrung des Friedens.
Gerade in Zeiten, in denen statt des großen europäischen Gedankens die Rückwendung zum Nationalstaat rechtsgesinnter Prägung droht, ist es wichtig, an diesen Helden des europäischen Gedankens zu erinnern. Damit wir uns bewusst machen, dass die Millionen von Toten der beiden Weltkriege in Europa auf ewig einen Raum in unserer Erinnerung haben.
(Text: Ulrike-Maria Haak)