„Schläft ein Lied in allen Dingen, die da träumen
fort und fort, und die Welt hebt an zu singen,
triffst du nur das Zauberwort.“
Mit der Romantik kam das Gefühl in die Poesie. Der Mensch ist in der Lage, hinter den Dingen, dem äußeren Schein, eine Ahnung von Unendlichkeit zu entdecken und in Worte zu fassen. Das kleine Gedicht von Joseph Freiherr von Eichendorff aus dem Jahr 1835 erzählt von der magischen Kraft, die sich in allen Naturereignissen verbirgt. Der Betrachter muss sich nur die Mühe machen, hinzuschauen, dann hat er die Chance, am großartigen Schauspiel teilzunehmen und in allem einen höheren Sinn zu entdecken.
„Schau den Regenbogen an, und preise seinen Schöpfer; denn überaus schön und herrlich ist er.“ Mehr als Zweitausend Jahre vor Eichendorff schrieb der jüdische Gelehrte Jesus Sirach diesen Lobpreis auf die Natur und ihre Wunder. Er allerdings ist sich sicher, wessen Werk der Regenbogen ist: „Über dem Himmelskreis erstreckt er sich in seiner Pracht, Gottes Hand hat ihn machtvoll ausgespannt.“
Der Regenbogen auf dem Poster erhebt sich in Vollendung und Transparenz über die darunter kauernde Landschaft (Foto und Gestaltung: Gottfried Pott). Und doch erstrahlt sie in seinem Glanz und in der Gewissheit, dass das mächtige Gewitter entweder schon vorbeigezogen ist oder aber noch aufgehalten wurde. Ein Moment des Friedens, in dem die Welt anfängt zu singen. Wenn der Betrachter das Zauberwort trifft.
Momente wie diese lassen uns in unserem Alltag innehalten und an die Wunder denken, die wir in den großen christlichen Festen Ostern und Pfingsten feiern.
(Text: Ulrike Maria Haak)