Jüngsten Studien zufolge ist Deutschland das Land in Europa, dessen Bürger am wenigsten Geld für Lebensmittel auszugeben bereit sind. Billig soll das Essen sein, schnell soll es gehen, sich im Supermarkt den Einkaufswagen vollzuladen. Eine Wertschätzung der Nahrungsmittel, der Dinge, die man seinem Körper Tag für Tag zumutet, existiert in Deutschland nicht in dem Maße wie z.B. bei seinen französischen Nachbarn. Dazu kommt, dass Fertigprodukte mehr und mehr die kostengünstige und praktische Alternative sind: die Deutschen haben das Kochen verlernt, so lautet das Ergebnis einer weiteren Studie im Herbst 2014. Immer weniger Menschen in unserem Land wissen noch, wann welche Gemüse- oder Obstsorten geerntet werden, wie man sie verarbeitet und wie man daraus ein schmackhaftes Mahl zubereitet. Man hat sich daran gewöhnt, dass Erdbeeren aus China, Bohnen aus Ägypten und Äpfel aus Chile das ganze Jahr über bereit stehen. Eine fatale Fehlentwicklung: je weniger Interesse für Lebensmittel besteht, desto weniger Zeit wird dafür aufgewendet, schmackhafte und bewusst gesunde Kost möglichst saisonal und aus heimischen Regionen zu verarbeiten.
„Es reicht“ – die Titelzeile des aktuellen Posters der action 365 suggeriert Empörung. Empörung darüber, dass noch heute Hunger in vielen Gebieten unserer Erde herrscht, obwohl die Ressourcen theoretisch ausreichen würden, für alle Menschen genug Nahrung bereitzustellen. Das Foto eines zur Ernte bereiten Kornfelds als Inbegriff der Fülle wird kontrastiert mit einem Einkaufswagen, gefüllt mit Produkten aus dem Supermarkt - Sinnbild für die Entfremdung, die die Menschen im 21. Jahrhundert vollständig erfasst hat: welches Schulkind kann heute noch sagen, wann welche Obst- oder Gemüsesorten in unseren Klimazonen zur Ernte bereit stehen? Die Verwertungskette von pflanzlichen und tierischen Naturprodukten hat einen Grad der Abstraktion erreicht, der die Würde der göttlichen Schöpfung in Gefahr bringt.
Wir können nicht mal eben schnell die Welt retten, wie es der Popsänger Tim Bendzko in seinem Lied ironisch andeutet. Aber wir können Verantwortung übernehmen. Jeder von uns kann sofort umdenken: eine Ecke auf dem Balkon oder im Garten für Tomatenpflanzen, um den Kleinsten das Wunder des Wachsens und Vergehens zu zeigen. Beim Einkauf bevorzugt auf regionale Produkte zu zugreifen. Bewusster Einkaufen, um weniger wegzuwerfen. Lokale Hilfsangebote unterstützen, die Lebensmittel für Bedürftige in der nächsten Nachbarschaft bereitstellen. Es reicht! Werden wir aktiv, für alle.
Sechs ästhetisch anspruchsvoll gestaltete Poster zu vielfältigen Themen erscheinen jährlich im Verlag der action 365, sie sind im Jahresabonnement zum Preis von 15 Euro oder aber einzeln (Preis 4 Euro) zu bestellen. Bei größeren Bestellmengen verringert sich der Einzelpreis. Der international bekannte Kalligraf Gottfried Pott zeichnet für die Gestaltung zahlreicher Veröffentlichungen der action 365 verantwortlich.
(Text: Ulrike Maria Haak)