Schon kleine Schritte verändern die Welt
Prügelnde Jugendliche, von ihren Eltern misshandelte, ja getötete Kinder – mit Entsetzen verfolgen wir die gesellschaftlichen Missstände, die Wahlkampf führende Politiker und sensationslüsterne Medien in diesem Winter vermehrt in den Mittelpunkt stellen. Und jeder fragt sich: wie konnte es soweit kommen?
Das neue meditative Poster der action 365 sucht nach Antworten für die soziale Kälte, die unsere Gesellschaft nicht nur in diesem Winter ergriffen hat (Gestaltung: Gottfried Pott). Es nimmt als Beispiel die schweigende Menge irgendwo in einer deutschen Stadt in den Blick. Für den frierenden Mann im Vordergrund hat niemand von ihnen Interesse. Eine Alltagssituation. Dabei ist das Desinteresse an hilfsbedürftigen Menschen nicht bösartig gemeint. Jeder ist gefangen in seiner Routine, seinem Zeitplan, seinen vermeintlichen Pflichten. Jeder geht seinen Weg, ohne auf Menschen zu achten, die von ihrem Weg abgekommen sind.
Die schrecklichen Taten passieren nicht irgendwo, weit weg von uns. Sie können von einer Minute auf die andere jeden betreffen, auch wenn dies schwer vorstellbar ist. Denn Täter wie Opfer haben Namen, sie leben mitten unter uns, sie wohnen vielleicht sogar nebenan. Diskretion und Höflichkeit, oder die Angst, selbst zum Opfer zu werden, sind in kritischen Situationen fehl am Platz. Schon ein Blick, eine Frage für den Mann in der Kälte, schon der Griff zum Telefon bei Fehlentwicklungen in der Nachbarfamilie können Leben retten. Jeder einzelne ist aufgerufen, es gar nicht erst zu Eskalationen kommen zu lassen. Aufmerksam sein, Interesse zeigen, Hilfe anbieten. „Hinschauen, wahrnehmen, einmischen“, wie der Begleittext in aller Kürze fordert. Auch auf die Gefahr hin, dass die Hilfe abgelehnt wird. So schwer und aussichtslos es manchmal scheinen mag, zum Helfenden zu werden: Schon kleine Schritte auf den anderen zu können Welten bewegen.
(Text: Ulrike Maria Haak)