„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Mit diesen Sätzen beginnt das Grundgesetz der Bundesrepublik. Vor 75 Jahren haben visionäre Frauen und Männer nach dem zweiten Weltkrieg – gewissermaßen auf den Trümmern der Geschichte – diese Verfassungsordnung entwickelt und beschlossen.
„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“
Im Februar 2024 haben die Bischöfe während ihrer Vollversammlung einen Beschluss gefasst, der den Titel „Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar“ trägt. Die allgegenwärtige Bedrohung der Verfassungsordnung von rechts ist nicht erst seit den Recherchen von correctiv zu dem Geheimtreffen in Potsdam, bei dem es um Deportationspläne von migrantisierten Mitbürgerinnen und Mitbürgern ging, präsent. Es folgten zahllose Demonstrationen gegen rechts und gegen die AfD in kleinen Gemeinden und großen Städten. Seit Januar 2024 sind wahrscheinlich mehr Menschen auf diesen Demonstrationen gewesen als je zuvor. Gerade in manchen Kommunen in den östlichen Bundesländern, in denen im Herbst Landtagswahlen stattfinden, sind diese Demonstrationen besonders wichtig, die Menschen besonders mutig, die Gefahr besonders groß. Das ist Zivilcourage. Denn in manchen Gemeinden ist die Bedrohung von rechts konkret präsent. Den katholischen Bischöfen scheint die Thematik auch dringlich angesichts der Wahlumfragen, die die AfD teils als stärkste Partei prognostizieren. Ihr Beschluss ist in seiner Eindeutigkeit fast revolutionär. Aber es trifft eben auch den Kern. Den Kern der hiesigen Verfassung, aber eben auch den Kern, ja den „Glutkern“ des christlichen Menschenbildes.
„Rechtsextremistische Gesinnungen und Konzepte zielen fundamental auf Ab- und Ausgrenzung. In diesem radikalisierten Denken wird die gleiche Würde aller Menschen entweder geleugnet oder relativiert.“
Abgrenzung und Ausgrenzung zielen auf Ausschluss von einzelnen Mitmenschen oder ganzer Gruppen. Eine integrative, offene, der Nächstenliebe verpflichtete Grundhaltung steht dem fundamental entgegen. Auch mit dieser Grundhaltung passiert es im Alltag bewusst oder unbewusst ja oft genug, dass wir Menschen ausschließen, uns für etwas Besseres halten, Personen nicht leiden können. Das aber systematisch zu betreiben, ist nochmal etwas anderes. Dabei ist immer zu bedenken, es trifft zuerst besonders marginalisierte Menschen, dann aber schnell auch andere, die sich nicht konform verhalten. Frauen, Menschen, die andere Meinungen haben …
„Ohne ein umfassendes Verständnis der Menschenwürde gibt es kein freiheitliches und gerechtes Zusammenleben.“
Das freiheitliche und gerechte Zusammenleben ist aber Kern einer demokratischen Gesellschaft, in der wir auch zukünftig leben wollen. Die Zitate aus dem Beschluss der Bischofskonferenz, die das Poster abbildet (Gestaltung: Florentine Heimbucher), sind zentral für eine auf christliche Werte gründende Perspektive auf unsere Gesellschaft. Die Werte für ein freiheitliches und gerechtes Zusammenleben teilen wir mit vielen anderen, deren Perspektive nicht christlich ist. Sie sind universal und der Überzeugung, dass die Würde des Menschen unantastbar ist.