Das Geschenk Freiheit
Das Jahresthema der action 365 ist aktueller denn je: Freiheit – jeder wünscht sich mehr davon, ohne genau zu wissen, was es wirklich bedeutet. In der Regel wird der Begriff in der Verneinung definiert: Man ist frei von Krankheiten, heißt, man hat keine Krankheiten; frei von Verpflichtungen, man hat keine Verpflichtungen seinen Mitmenschen gegenüber. Man ist frei von Druck und Zwang, heißt, es gibt keinen Druck und Zwang. Interessant, dass ein so komplexer und wichtiger, des Menschen ureigener Begriff, zumeist über die Verneinung definiert wird. Denn je mehr Freiheiten jeder einzelne hat, desto mehr wird er sich nach Gestaltung dieser freien Zeit sehnen.
„Zur Freiheit hat uns Christus befreit“ – dieses titelgebende Bibelzitat des Posters (Gestaltung und Kalligraphie: Gottfried Pott) wird fortgeführt in fünf unterschiedlichen Aussagen zum Begriff Freiheit: So stehen Aussagen des ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck neben Artikel 5 des Grundgesetzes, dem II. Vatikanischen Konzil und einem Auszug aus der Charta von Paris für ein neues Europa. Und es wird klar: Freiheit geht uns alle an, unabhängig von Religionszugehörigkeit und politischer Überzeugung. Sie ist ein zu beschützendes Gut und sollte gegen alle Angriffe und Widrigkeiten verteidigt werden. Die Chance zur freien Entscheidung, die wir heute haben, wurde von Generationen über die Jahrhunderte hinweg mühsam erstritten. Das sollte nie vergessen und für immer verteidigt werden.
Freiheit, das ist im heutigen Berufsleben ein teures Gut. Sie ist aktuellen Umfragen zufolge mehr wert als Geld und Anerkennung. Sie gibt die Möglichkeit, lang ersehnte Visionen zu verwirklichen, Talente zu entfalten, verschüttete Ressourcen abzurufen. Die meisten Menschen würden gern weniger arbeiten und mehr Freizeit haben. Freizeit ist allerdings nicht gleichbedeutend mit Freiheit: denn auch in den arbeitsfreien Stunden sind wir anderen Zwängen und Verpflichtungen ausgesetzt. Die Sucht nach Geltung und Abenteuer, um sich von den Mitmenschen abzuheben, führt in die Irre und macht unfrei. Denn nur wenn die innere Einstellung vorhanden ist, Freiheit anzunehmen, ist sie auch zu verwirklichen. „Wer sich der Freiheit im Inneren verpflichtet fühlt, vertritt sie auch nach außen,“ ein Zitat des ehemaligen Bundespräsidenten und Bürgerrechtlers Joachim Gauck. Es zeigt, dass uns Jesus zwar die Möglichkeit gegeben hat, sich für die von ihm geschaffene Freiheit zu entscheiden – doch ob wir dieses Geschenk annehmen, davon hängt ab, ob sich das Ideal der Freiheit verwirklichen lässt. Es sind Überzeugungen nötig, Zivilcourage nach außen zu tragen und die Freiheit zu verteidigen, wo immer es nötig sein mag. In Zeiten von „Fake-News“ und erstarkenden rechten Kräften in unserer Gesellschaft weltweit die wichtigste Aufgabe.
Denn das Geschenk zur freien Entscheidung ist auch eine Verpflichtung: dort einzutreten, wo Freiheit bedroht ist. Es ist gut zu wissen: Wir sind frei in allen unseren Entscheidungen. Im christlichen Glauben steht die Gewissheit, nicht von äußeren Einflüssen abhängig zu sein, eine Gelassenheit für den richtigen Weg zu entwickeln, frei zu sein und sich doch geborgen zu fühlen.
Text: Ulrike Maria Haak