Auf dem neuen Poster der action 365 stehen sich die Fronten scheinbar unversöhnlich gegenüber: „Dialog“ heißt es in weißen Lettern auf schwarzem Grund, das gleiche Wort ist schwarz auf weiß direkt daneben zu finden. Durch das Poster verläuft ein Riss, eine Grenze, genau definiert in schwarz und weiß. Dabei brauchen sich diese beiden oft als Nicht-Farben bezeichneten Ausdrucksformen wie die in der chinesischen Philosophie beheimateten Begriffe yin und yang. Das eine wird erst durch die Konfrontation mit dem anderen zu einem Ganzen.
In der Gestaltung des international bekannten Kalligraphen Gottfried Pott löst sich der schwarz weiße Gegensatz auf in bunte, vielfarbige Wörter, die wie Nationalflaggen ausdrücken: die eigentliche Kommunikation, das Miteinanderreden ereignet sich zwischen Staaten, Völkern, Menschen, Generationen und Kulturen. Jeder ist gefordert, seinen Teil zum friedlichen Miteinander zu leisten. Denn: solange wir reden, schlagen wir für gewöhnlich höchstens in verbaler Form aufeinander ein. Der Theologe Hans Küng fasste diese Gedanken in den 90er Jahren in dem Projekt Weltethos zusammen. „Wir brauchen den alltäglichen Dialog“ heißt es dort, und zwar nicht nur den äußeren Dialog mit der unmittelbaren Umgebung jedes einzelnen, sondern die innere Auseinandersetzung in der Begegnung mit fremden Eindrücken.
Am 8. August beginnen die Olympischen Spiele. Zeit, Vorurteile und Mythen, Verherrlichungen und Verdammungen in der Begegnung mit China zu überdenken und Raum zu schaffen für einen wirklichen Dialog. Einen Dialog, der getreu seiner Bedeutung die Auseinandersetzung nicht scheut, dabei aber mit Respekt vor dem anderen auf Verständigung abzielt.
(Text: Ulrike Maria Haak)