„Ich nenne euch nicht Knechte, ich nenne euch Freunde.“ Jesus spricht zu seinen Jüngern in den Tagen vor seinem Tod. Er bezieht sich auf das Gebot der Liebe. Nur in diesem Punkt ist er der Herr, indem er seinen Jüngern befiehlt, sich gegenseitig zu lieben. Ein Vermächtnis.
Im Umgang mit den Ländern dieser Erde, die nicht im gleichen Tempo den industriellen Fortschritt vollzogen, haben Gerechtigkeit und Vertrauen bis heute im Großen und Ganzen nicht vorgeherrscht. Bis in die achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts hinein bezeichneten die großen Industrienationen solche Länder, ob in Afrika, Südamerika oder Asien, pauschal als „die Dritte Welt“. Die „Dritte Welt“ wurde zu einer Bezeichnung für wirtschaftlich unterentwickelte Länder. Diese Länder bilden zwar die Mehrheit der Weltbevölkerung, sind aber im politischen Weltgeschehen rechtlos.
Zwar sollten Handelsabkommen den armen Ländern eine Teilnahme am Welthandel ermöglichen, langfristig waren sie von Nachteil. Sei es, weil Monokulturen und der Einsatz von Pestiziden das Gleichgewicht in den betroffenen Ländern zerstörte, oder weil Abhängigkeiten entstanden, die nicht zur Selbstständigkeit führen konnten. Genauso wenig halfen gut gemeinte finanzielle Transferleistungen in die betroffenen Länder: eigene wirtschaftliche Strukturen konnte der Geldsegen allein nicht aufbauen. Gerechtigkeit für die eine Welt - eine unlösbare Aufgabe?
Schon früh entwickelte die action 365 eine Partnerschaft mit Kleinbauern im mittelamerikanischen Guatemala. Es entstand die Idee des gerechten Handels und schon bald entwickelte sich aus Partnerschaft Freundschaft und zwar in zweifacher Hinsicht: Gerechtigkeit in der persönlichen Freundschaft, Gerechtigkeit auch in der wirtschaftlichen Partnerschaft. „Gerecht bin ich nicht, wenn ich dich gnadenlosem Wettbewerb, unsensiblen Behörden, gierigen Schnäppchenjägern überlasse“, so der Text auf dem aktuellen Poster (Text: Norbert Copray/Gestaltung: Gottfried Pott).
Es zeigt eine paradiesische Landschaft in Guatemala, einen stolzen Vulkankegel an einem friedlichen Gebirgssee, auf dem ganz klein nur ein Mensch in einem Fischerboot zu sehen ist. Die Welt ist eine Einheit, in die sich der Mensch möglichst friedlich einordnen sollte, um sie nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Nicht Bezeichnungen von verschiedenen, klassifizierten Welten, sondern die aktive Gerechtigkeit auf allen Ebenen sollte die Beziehungen zwischen den Ländern dieser Erde bestimmen. Jeder kann dabei mithelfen, Stück für Stück diese Welt zu einer gerechteren werden zu lassen. Und sei es nur bei der Wahl des Kaffees.
(Text: Ulrike Maria Haak)