Nur ein Wort in sieben Großbuchstaben ist auf dem diesjährigen Weihnachtsposter der action 365 abgebildet: FRIEDEN. Es braucht kein langes Herumreden, Frieden soll sein, für die Menschheit auf Erden, das ist auch die Kernaussage des Weihnachtsevangeliums: es kündet die Botschaft vom gerechten Frieden und die Hoffnung auf Frieden. Das neugeborene Kind als ein helles Licht in finsteren Zeiten.
Doch die katastrophale Lage in Afghanistan zeigt, dass gute Absichten nicht ausreichen. Um Frieden zu schaffen zwischen den Menschen, braucht es eine tiefe Hoffnung, Ausdauer, eine gesunde Überzeugung und bedingungslosen Optimismus. Veränderungen geschehen langsam, nur nach und nach. Das Versagen der Weltgemeinschaft in Afghanistan und die rasante Machtübernahme der reaktionären Taliban haben die zaghaften Veränderungen der letzten zwanzig Jahre zunichte gemacht. Es braucht Menschen, die unabhängig von Ideologien bedingungslos an der Hoffnung festhalten, dass sich alles zum Guten wenden kann, wenn nur jeder und jede seinen Anteil an dieser Veränderung übernimmt.
Der Evangelist Lukas muss so ein Mensch gewesen sein. Die Theologin Johanna Haberer beschreibt ihn im nebenstehenden Postertext als einen Mann, der die langsamen Veränderungen in den kleinen Enklaven der frühen Christen am eigenen Leib erfahren hat. „Sklaven wurden freigelassen, Schwache von der Gesellschaft unterstützt, Kranke nicht ausgestoßen, sondern behandelt und gepflegt, Gäste freundliche empfangen und die Reichen in der Gemeinde wussten plötzlich, wohin mit ihrem Geld.“
Kein Kampf um Macht und Einfluss war nötig, es war eine sanfte Revolution, die die Urchristen in ihren kleinen Gemeinden ganz natürlich lebten, im krassen Gegensatz zum autoritären römischen Weltreich. Was wie ein Traum klingt, kann Wirklichkeit werden. „Ja, Menschen können sich ändern – und damit alles!“, schließt der Text, der einer Weihnachtspredigt von Johanna Haberer entnommen ist. Und in diesem letzten Satz schwingt das mit, das vielleicht in Afghanistan gefehlt hat: die bedingungslose Hoffnung auf eine Veränderung zu friedlichen Zuständen hin. Oder in einem Wort: Frieden.
Weihnachten – das ist die Zeit, zu sich selbst zu kommen, innezuhalten und den eigenen Standpunkt zu überprüfen. Es ist schon eine Leistung, wenn der Frieden im Familienkreis nicht getrübt wird, weil vielleicht zu hohe Erwartungen an dieses Fest geknüpft sind. Wenn wir es im kleinen Kreis schaffen, persönliche Interessen zurückzunehmen und Weihnachten als Fest des Friedens und der Liebe zu feiern, dann sollte das doch auch im Großen und Ganzen möglich sein. Der Anfang ist das Verständnis für die anderen, die vielleicht andere Überzeugungen und Interessen haben. Zuhören und zusammen sein, das vielleicht größte Bedürfnis jedes Menschen.
Text: Ulrike Maria Haak