Im Warten die Erfüllung finden
Die Adventszeit ist eine ganz besondere Zeit: die Vorfreude auf das Fest der Heiligen Nacht bestimmt diese eigentlich so dunkle Jahreszeit. Kleine Rituale erleichtern das Warten, der Adventskranz, der Adventskalender. Es ist eine Zeit der Vorbereitung. Das Warten auf Weihnachten hat anscheinend einen Sinn, weil das Ziel des Wartens klar ist: das große Fest der christlichen Kirchen zu feiern.
Was aber, wenn das Warten zum Selbstzweck wird, der Ausgang ungewiss, der Erfolg nicht sicher? Das aktuelle Poster greift diese Zweischneidigkeit des Wartens auf: „Ich habe auf die Freude gewartet, aber vielleicht waren die Tränen schon Zeichen des Lebens - Ich habe auf Gott gewartet und ein Kind kommt zur Welt (Text: Andrea Schwarz).“
Es wird deutlich: Warten ist eine Tätigkeit mit oft offenem Ausgang, oder vielmehr: mit einem Ausgang, den der Wartende so nicht erwartet hat. Warten ist die Verschiebung des Augenblicks in die Zukunft und birgt die Gefahr, den gegenwärtigen Moment zu verpassen. „Ich habe auf das Licht gewartet, aber vielleicht ist das Warten schon das Licht“. Und noch eine Tücke zeigt sich dem Wartenden: Das Warten auf ein Wunder kann dazu führen, dass man das eigentliche Wunder verpasst: die Geburt eines Kindes, das von Gott geschickt wurde. In der Heiligen Nacht.
Das Wichtigste: im Warten verschenken wir Momente unserer gegenwärtigen Lebenszeit – vor allem deshalb sollten wir diese Zeit als etwas Positives begreifen, nicht als verschenkte Zeit, sollte das Ziel nicht erreicht werden. „Ich habe auf die Erfüllung gewartet, aber vielleicht ist die Sehnsucht schon die Erfüllung“. Das ist der ursprüngliche Sinn der Adventszeit: sie ist eine Zeit der Vorbereitung, des Stillhaltens, des Zu-sich-Findens.