Ein Neugeborenes in den Händen eines Erwachsenen – der Anfang eines Lebens, ein gefährliches Abenteuer für Mutter und Kind. Verletzlich und hilfebedürftig liegt das kleine Leben in der Hand derer, denen es anvertraut wird.
Weihnachten wird Gott Mensch, in der Gestalt seines Sohnes, und er nimmt wirklich alles auf sich, was die Welt für ihn bereithält. Geboren wird er in einem ärmlichen Stall, dann die Flucht vor den Soldaten des Königs, die das gerade geborene Menschenkind umbringen sollen. Anfeindungen und Hass wird er im späteren Leben erfahren, Verrat und den Tod am Kreuz – all das erträgt er mit geduldiger Hingabe, Liebe und Hilfsbereitschaft. Gott geht das Wagnis der Verwundbarkeit ein, aus Liebe zu den Menschen.
„Weihnachten - Das Wagnis der Verwundbarkeit“, der Titel des aktuellen Posters orientiert sich am gleichnamigen Buch der Theologin Hildegund Keul, die seit Jahren zur Verwundbarkeit in verschiedenen Zusammenhängen forscht: „In einer Welt der Gewalt wollen Menschen und Staaten unverwundbar sein. Ein Gott aber, der Kind wird, durchbricht dieses Denken. Er wird Mensch und offenbart sich als schutzbedürftiges Kind“, so ein Textzitat. Einem klassischen Weihnachtsmotiv, der Krippe im Stall, ist das Foto des Neugeborenen zur Seite gestellt. Die Verwundbarkeit des kleinen Säuglings wird noch unterstrichen durch den Riss, der quer durch das Poster zu gehen scheint. Ein ungewöhnliches, originelles Weihnachtsmotiv, das aufmerksam macht auf die Gefahren, denen Kinder in unserer Gesellschaft immer noch ausgesetzt sind: Missbrauch, Misshandlung, bis zum Mord. Jeder sollte hinschauen und nicht zögern, einzugreifen, wann immer ein Kind in Gefahr gerät.
Zum Kind wird Gott nur im Christentum. Es ist die einzige Weltreligion, in der Gott seine Sonderrolle aufgibt und sich aus Liebe herabbegibt in die Niederungen menschlichen Lebens, das so unvollkommen ist. In keiner anderen Weltreligion macht Gott sich ganz klein und verletzlich, aus Liebe zu den Menschen. Wir müssen seine Liebe nur annehmen und für sie eintreten.
Text: Ulrike Maria Haak