Es scheint, als wäre die Weihnachtsgeschichte in diesen Zeiten aktueller denn je.
Denn auch Maria und Josef waren gewissermaßen auf der Flucht, in einer Ausnahmesituation. Sie sollten sich in ihrem Geburtsort registrieren lassen, hochschwanger und ohne eine sichere Unterkunft. In dieser Extremsituation hatten sie nur den Stall zwischen Ochs und Esel, der ihnen Heimat bot. Und ausgerechnet diese bescheidene, nur vorläufige Unterkunft sollte Ort des größten Ereignisses der Menschheitsgeschichte werden: der Geburt Jesu Christi.
In Zeiten wie diesen, in denen hunderttausende von Menschen bei uns Sicherheit und Zukunft suchen, sollten wir uns auf diese einfache Geschichte besinnen. In der Geburt des Säuglings Jesus wurde der Welt damals ein großer Schatz geschenkt. Das aktuelle Poster der action 365 nimmt sich des Weihnachtswunders in exquisiter Gestaltung an: in blattvergoldeter Schrift auf tiefblauem Hintergrund strahlen die Worte „Erschienen ist das Licht“ (Gestaltung: Gottfried Pott). Sie formen einen Kreis, der die Sonne symbolisiert und damit die Urquelle des Lichts. Die Farbwahl in Blau und Gold zeugt vom Göttlichen Geheimnis,das uns in Gestalt des Kindes in der Krippe erschienen ist. Daneben ein Zitat aus dem Lukas-Evangelium: „Das Licht leuchtet allen, die im Dunkeln sind. Es wird uns führen und leiten, dass wir den Weg des Friedens finden.“
Den Weg des Friedens und nicht den des Hasses einzuschlagen ist vor dem Hintergrund der politischen Entwicklung in Deutschland wichtiger denn je. Wenn Parteien erfolgreich sind, die Hass und Fremdenfeindlichkeit zum Programm erheben, ist dies nicht der Weg des Friedens in unserem Land. Leichter ist es, der scheinbaren Mehrheitsmeinung zu folgen und einzustimmen in den Chor der Zweifelnden. Schwerer, aber wirksamer ist es, Zeichen zu setzen, ein Licht anzuzünden in der Dunkelheit des Winters. So klein diese Zeichen auch sein mögen, sie geben doch Zeugnis ab für die, für die Weihnachten nicht nur ein kirchliches Fest ist. Sie geben Zeugnis ab für jene, welche die Weihnachtsgeschichte wirklich verstanden haben.
Aber wie könnten diese Zeichen aussehen? Und wie kann jeder Einzelne überhaupt ein Zeichen setzen und ein weiteres Licht in der Finsternis anzünden? Es wäre ebenso falsch, Patentrezepte auszugeben oder ehrenamtliche Leistungen einzufordern. Wie schon die einfache Weihnachts-geschichte von Jesu Geburt in einem Stall zeigt, sind es die kleinsten und einfachsten Begegnungen mit Menschen, denen man im normalen Leben nicht unbedingt begegnen würde: das sind die Hirten, die von den Feldern zum Stall gerufen werden – und schon damals nicht zur gehobenen sozialen Schicht gehörten – und das sind zugleich die Könige aus dem Morgenland, die ihre Schätze im Stall abgeben, über alle sozialen Schranken hinweg, im Glauben an die eine christliche Macht der Liebe. So widersprüchlich und unvorstellbar, und daher zutiefst menschlich ist sie von Anfang an: die Geschichte von Gottes Sohn, unsere Weihnachtsgeschichte
Text: Ulrike Maria Haak