Weihnachten, das Fest der Liebe – für das diesjährige Poster hat sich die action 365 nicht auf das wohlbekannte Hirten, Krippe, Stall-Szenario beschränkt. Die Veröffentlichung ist überschrieben mit „Alle Völker müssen ihm dienen“ (Psalm 72) und zeigt Skulpturen der Heiligen Familie und der Heiligen Drei Könige aus der Fassade der Kathedrale Sagrada Família in Barcelona. Es geht um mehr als weihnachtliche Idylle: Die Erscheinung des Herrn, wie das Fest der Heiligen Drei Könige auch genannt wird, markiert das Weihnachtsfest der orthodoxen Christen – hier wird also anlässlich der Geburt Jesu die Brücke zwischen den Religionen und Völkern geschlagen. Es geht um die Ökumene, denn die Macht des Guten, des Mensch gewordenen Gottes, ist größer als jede weltliche Macht, unabhängig von Religion.
Und es geht um einen Dialog nicht nur zwischen evangelischen und katholischen Christen, sondern auch um den Austausch mit den orthodoxen Christen. Denn das Weihnachtsfest und die Geburt von Gottes Sohn, Jesus Christus, ist ein Ereignis, das nicht nur evangelische oder katholische Christen angeht, sondern die ganze Welt. Das Gute ist in die Welt gekommen mit Christi Geburt. Und alle Völker haben das Bedürfnis, ihm zu dienen. Es ist kein Befehl von außen notwendig, denn dann hieße es ja: „Alle Völker sollten ihm dienen“. Im Vertrauen darauf, dass das Gute in jedem Menschen gottgewollt angelegt ist, besteht Hoffnung auf eine bessere Welt. Denn vor dem Kind, das dort geboren wurde, verbeugen sich weltliche Herrscher mit reichen Gaben. Die göttliche Ordnung ist höher als jede von Menschen gemachte Hierarchie, so die frohe Botschaft. In Gestalt der Könige verbeugt sie sich vor dem schwächsten sozialen Glied einer Gesellschaft, einem neugeborenen, auf Hilfe angewiesenen Kind.
Und doch: Mit der Geburt Jesu bricht eine neue Zeitrechnung an. „Er rettet den Gebeugten, der um Hilfe schreit, den Armen und den, der keinen Helfer hat“, so das weitere Zitat aus Psalm 72. Die Ärmsten der Armen haben auf einmal eine Stimme, sie werden wahrgenommen und haben einen Platz in der Gesellschaft. Das ist die eigentlich revolutionäre Idee, die mit Jesu Geburt in die Welt kam: Das Fest der Liebe sollten wir nicht nur unter Unseresgleichen feiern. Es gibt uns die Chance, den Horizont zu weiten und zuzugehen auf die, die sonst im Schatten stehen.
Die Figurengruppen aus der Fassade der noch unvollendeten Kathedrale Sagrada Família sind klug gewählt: Sie sind ein weiteres Zeichen für die Großartigkeit dieses Ereignisses, das wir Jahr für Jahr wieder als Fest der Liebe feiern. Denn das Gotteshaus, ein gigantisches Projekt, von Gaudí 1822 begonnen und noch heute im Bau, soll bei seiner Fertigstellung im Jahr 2026, zum hundertsten Todestag des spanischen Architekten, mit 172,5 Metern den höchsten Kirchturm der Welt besitzen. Die „Sagrada Família“, ein weiteres Denkmal für die Heilige Familie. Und stellvertretend für alle Familien dieser Erde, die Tag für Tag ihre Kinder und ihren Glauben gegen alle Widrigkeiten bewahren und verteidigen.
Text: Ulrike Maria Haak