Es gäbe viele Gründe in diesen Zeiten, mutlos und schwach zu sein: es tobt der bittere russische Angriffskrieg in der Ukraine, gleich vor unserer Haustür. Der Klimawandel, der weltweit Katastrophen und Nöte verursacht, wird durch die halbherzige Weltpolitik nicht aufgehalten. Im 21. Jahrhundert sterben noch immer Kinder, weil sie nicht genügend zu Essen haben. Tragödien, soweit das Auge reicht. Was können Christinnen und Christen in diesen Zeiten tun?
„Komm herab, o Heiliger Geist, der die finstre Nacht zerreißt, strahle Licht in diese Welt“ – das Gedicht aus dem 13. Jahrhundert in der Übertragung von Maria Luise Thurmair und Markus Jenny klingt voll Sehnsucht nach Licht, Liebe und Geborgenheit. Das aktuelle Poster der action 365 (Gestaltung: Gottfried Pott) zitiert es graphisch anspruchsvoll in voller Länge. Der heilige Geist, er möge kommen und all die Sorgen und Nöte auf der Erde durch seine Kraft beenden.
Der heilige Geist, diese geheimnisvolle Gabe, kommt auf die verzagten Jünger fünfzig Tage nach Ostern an Pfingsten herab. Wie ein Brausen erfüllt es die Luft, und mit einem Mal verstehen die in Jerusalem Versammelten alle Sprachen, sie sind eins in ihrem Glauben und haben die Kraft, ihn weiterzutragen und zu verkünden. Alle Angst fällt von ihnen ab, denn sie haben begriffen, dass sie nicht allein sind auf der Welt. Die ersten Christinnen und Christen machen die Erfahrung, dass sie gemeinsam stark sein und anderen helfen können. Es ist die Kraft Gottes, die sie über sich hinauswachsen lässt, ihnen aus ihrer Misere heraushilft. Handeln statt Verzagen, Helfen statt Warten - sie begreifen, dass es an ihnen selbst liegt, die Dinge zum Besseren zu wenden. Die gemeinsame Gotteserfahrung hat sie stark gemacht, sie sprechen eine Sprache, die universelle Sprache des Glaubens, der sie zusammenbringt und zusammenhält. Das ist das Pfingstwunder, so erzählt es die Apostelgeschichte.
Man muss nicht an Wunder glauben um zu verstehen, was uns Pfingsten heute sagen will: Im Glauben an die gute Sache, im Eintreten für das, an das man glaubt, findet man die Kraft und Überzeugungsfähigkeit, andere Menschen mitzureißen und für das Gute zu begeistern. „Wärme du, was kalt und hart, löse, was in sich erstarrt, lenke, was den Weg verfehlt.“ Das Kirchenlied beschwört, erbittet die heilende Kraft des Heiligen Geistes und meint doch uns alle mit diesem „Du“. Erfüllt vom christlichen Glauben können alle Probleme und Schwierigkeiten angegangen werden. Im tätigen Miteinander, für die gute Sache.
Man würde den Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft im Kampf gegen den Klimawandel etwas von dieser Kraft wünschen. Denn die Zeit des Redens ist vorbei, es müssen Taten folgen, wollen wir die Erde für künftige Generationen bewahren.
Text: Ulrike Maria Haak