Weihnachten ist das Fest des Staunens
Die Hirten auf dem Feld waren die ersten in der Weihnachtsnacht, die sich von einem Moment auf den anderen aus ihrem bisherigen Leben geworfen sahen: Staunend sahen sie Engel die Geburt Jesu verkünden. Und in den Augen des neugeborenen Kindes im Stall von Bethlehem spiegelte sich das Staunen der ersten Besucher in dieser Heiligen Nacht.
Die Verwunderung über etwas Unerwartetes, das alles bisher Erlebte in den Schatten stellt, bringt unser Leben voran. Der große Philosoph der Antike, Platon, sieht im Staunen den Beginn des Philosophierens. Nur wer die Dinge des täglichen Lebens hinterfragt, sieht den tieferen Sinn und kann Zusammenhänge herstellen. So gesehen sind Kinder die größten unter den Philosophen: schon das Baby wirft Gegenstände solange hinunter, bis es die Prinzipien der Schwerkraft erkennt. Der ins Leben hineinwachsende kleine Mensch muss in wenigen Jahren ein Wissen anhäufen wie wir es später nie mehr tun. Das Staunen ist Auslöser des kindlichen Lernens. Leider geht uns das Staunen aber über die Jahre hinweg verloren und es hilft nur die Rückbesinnung auf die eigene Kindheit, das Eingehen auf unsere eigenen Kinder oder die Kinder in unserer Umgebung: in jedem einzelnen von ihnen vollzieht sich das Wunder der Heiligen Nacht jeden Tag aufs Neue. Wir müssen nur hinschauen. Wie die Hirten damals auf dem Feld, die sich mitten aus dem Alltag ihrer Arbeit aufmachten, das Kind im Stall von Bethlehem zu besuchen. Und Gott begegneten in der Gestalt eines Neugeborenen.
(Text: Ulrike Maria Haak)