Durch die Corona-Pandemie erfahren wir, wie schwer es ist, an neue Kenntnisse zu gelangen. Hautnah erleben wir, wie Wissenschaft und Gesellschaft neue Informationen aufnehmen, verarbeiten, wie Wissen entsteht und wie daraus Konsequenzen für das Handeln gezogen werden. Auch in anderen Lebensbereichen wissen wir seit Jahren oder gar Jahrzehnten bereits um die Missstände und die notwendigen Folgen: vom Raubbau an den Ressourcen der Erde, von den Folgen unseres Lebensstils auf das Klima, von der Klimakatastrophe, von der ungleichen Verteilung von Macht und Wohlstand auf der Welt, vom rassistischen Umgang mit Menschen, von Ungerechtigkeit in Kirche und Gesellschaft. Die Liste ließe sich fortsetzen.
Zu all diesen Themen hat die Menschheit eine große Menge an Wissen. Die Zusammenhänge, die Ursachen und die Wirkfolgen sind bekannt. Und doch scheint die Not von Menschen zuzunehmen und die Zeit, um wirksam zur Reduktion der Probleme eingreifen zu können, immer knapper zu werden. Denn es fehlt entschiedenes Handeln: die Klimakatastrophe macht es am deutlichsten, denn durch sie droht ein Teil der Menschheit die Lebensgrundlage für alle Menschen auf diesem Planeten unwiederbringlich zu zerstören.
In sanftem Altrosa kommt dazu das neue Poster der action 365 daher, um zugleich unmissverständlich deutlich zu werden: nach einer leichten Kopfbewegung ist klar, TUN ist das zentrale Anliegen dieses von Florentine Heimbucher gestalteten Motivs. Schriftzüge, die den Linien auf der menschlichen Hand nachempfunden sind, führen fort: „was wir erkannt haben“. Es ist jetzt an der Zeit, etwas konkret in die Hand zu nehmen, sobald wir eine Überzeugung gewonnen haben.
Das gilt in allen der beschriebenen Bereiche – sei es Klimaschutz, Menschenrechte oder Gerechtigkeit. Für jeden Menschen dort, wo sie oder er etwas erkannt hat. Der Text von Eugen Drewermann veranschaulicht einen solchen Erkenntnisprozess. Für ihn ist Jesus und damit die christliche Werthaltung der Ausgangspunkt für die Überlegungen. Sie münden in einen Appell zu konsequentem Tun: „Also ist es selbstverständlich, dass wir das Geld, das uns geschenkt wird, an die Unglücklichen weiterschenken.“ Es geht ihm nicht um Almosen, sondern um eine gerechte Selbstverständlichkeit, die einfach nur umzusetzen ist.
So gilt es dieses Bild auf die anderen Lebensbereiche zu übertragen: es gilt genau hinzuschauen und etwas zur Kenntnis zu nehmen. Es gilt das Wissen der Zeit zu nehmen, daraus Einsichten zu gewinnen, und dann konsequent zu sein: „TUN was wir erkannt haben“. Die Corona-Krise hat uns dabei auch vor Augen geführt, wie sehr wir in einer globalen Situation angekommen sind. In nur wenigen Tagen verbreitete sich das Virus weltweit. Daher bedarf es auch globaler, aber vor allem solidarischer Antworten. Zugleich haben wir erfahren, wie sehr Handlungen in der Nachbarschaft, im direkten eigenen Verantwortungsumfeld hilfreich und wichtig sind. Dort beginnt die Solidarität, die danach keine Grenzen gesetzt bekommen darf.
„TUN was wir erkannt haben“ – das ist zugleich die Verwirklichung des christlichen Glaubens. Denn Glauben wird lebendig im Handeln für die Mitmenschen und für die Schöpfung – aus der bewusst gewordenen Verantwortung.