Golden glänzen die Trauben auf dem neuen Poster der action 365 im Herbstlicht (Fotografie und Gestaltung: Gottfried Pott). „Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit“ lautet der Text. Im Bestellen und Pflegen von Feldern, Obsthainen und Weinbergen wird der Mensch einer wichtigen Aufgabe auf Erden gerecht. Durch die menschliche Arbeit kommen die Früchte der Erde erst richtig zur Geltung. Ein Geben und Nehmen zwischen Natur und Mensch.
„Ein Stück Brot in meiner Hand, ...ein Schluck Wein in meinem Mund“ (Text: Lothar Zenetti). Ein Beschenkter dankt für die ihm erwiesenen Gaben, die er nicht einfach konsumiert, sondern die er ganz im Sinne der Eucharistie in sich wirken lässt und seinen Dank und seine Freude darüber anderen zugute kommen lässt. Brot und Wein sind die Symbole für die christliche Eucharistie, für den Opfertod Christi. Ursprünglich meint das Verb „eucharistie“ sich als Beschenkten zu verhalten. Der Beschenkte lässt die ihm gewährte Gnade in sich Gestalt gewinnen und gibt sie als Lob und Preis dem Leben zurück. Ein Geben und Nehmen zwischen Beschenktem und Schenkendem.
„...dass ich lebe, dass ich liebe, dass ich Speise bin für die anderen“. Der Genuss, die Lebensfreude, die Zenetti in seinem Text anspricht, gehören zu einem erfüllten Leben dazu. Wir sollten uns nicht von einigen negativen Erlebnissen unsere „Ernte“ verhageln lassen. Mit einigem Abstand gesehen verlieren manche Dinge schnell ihren Schrecken. Besonders schlimme Erfahrungen jedoch, wie Krankheit oder Tod eines Mitmenschen, müssen wir erst einmal verarbeiten und senken lassen. Freude und Leid, Jubel über die Schönheit der Natur und die Erinnerung an die Vergänglichkeit allen Lebens – dies alles sagt uns der Herbst.
Erntedank sagen, – sei es für die Früchte der Erde oder für die persönlichen Erlebnisse im Jahreskreislauf – ohne sich über die fehlenden Strahlen der Sonne oder den übermäßigen Regen zu beschweren; unvoreingenommen Dankbarkeit zeigen und anderen zugute kommen lassen, egal, wie viele „Regentage“ das persönliche Konto vielleicht belasten – diese Art, das Fest im goldenen Herbst zufeiern, sollten wir uns zu Herzen nehmen.
(Text: Ulrike Maria Haak)