Es sind schwere Zeiten.Die regelmäßigen erschütternden Nachrichten über die Corona-Pandemie werden durch das furchtbare Ereignis vom 24. Februar 2022 in den Schatten gestellt. Der russische Überfall auf die Ukraine. Eine Zeitenwende. Krieg in Europa. Ein Angriff auf die freiheitlichen westlichen Demokratien. Die Aggressoren sprechen dem osteuropäischen Land jegliche Daseinsberechtigung ab. Und damit jedem freiheitlichen Werten verpflichteten Land in Europa.
Vor dem Hintergrund der täglichen Schreckensnachrichten scheint es schwer, sich auf die schönen Dinge des Lebens zu konzentrieren. Und das nagende schlechte Gewissen – darf man das überhaupt, wenn es so vielen anderen ganz nahe bei uns so schlecht geht?
Die Antwort ist ein klares Ja. Ein Ja zur überwältigenden Schöpfung, die der Frühling uns Jahr für Jahr schenkt. Ein Ja, Kraft zu tanken in dieser Schönheit, um anderen, ob nah oder fern, helfen zu können. Niemanden ist geholfen, wenn wir uns zurückziehen und nur noch trauern, und die Angst Überhand nehmen lassen. Und das aktuelle Poster der action 365 (Gestaltung: Florentine Heimbucher) zeigt mit einem blau gestrichelten Netz, dass Hoffnung und Vertrauen jeden und jede tragen können.
„Ich setzte den Fuß in die Luft, und sie trug.“ Die deutsch-jüdische Schriftstellerin und Lyrikerin Hilde Domin fand mit ihrer Sprache zurück aus der tiefen Depression, in die sie der Tod ihrer Mutter 1951 gestürzt hatte. Indem sie einen alten Bibelvers aufnimmt und für ihre gegenwärtige Situation neu interpretiert, zeigt sich ihr tiefer Glaube darin, Kraft zu finden, die neuen Herausforderungen zu bewältigen. Die uns umgebende Luft trägt uns, solange wir hoffen und vertrauen können.
Und, nebenbei bemerkt, sie setzt erst einmal nur einen Fuß in die Luft, um zu sehen, ob sie getragen wird. Alles andere wäre Leichtsinn. Denn es geht nicht darum, physikalische Gesetze außer Kraft zu setzen. Es geht darum, auch in Krisenzeiten die Hoffnung auf bessere Zeiten nicht zu verlieren, im Vertrauen auf höhere Mächte, in denen wir Christinnen und Christen geborgen sind. Es geht um den Mut, etwas zu wagen, etwas außer der alltäglichen Reihe zu tun. „Am Mut hängt der Erfolg“, sagte der Dichter Theodor Fontane einst, und diesen Spruch sollten wir uns zu Herzen nehmen. Jeder und jede passend für die jeweilige Lebenswirklichkeit.
Text: Ulrike Maria Haak