Die letzten drei Jahre haben die Welt zu einer unsichereren werden lassen: nach der schweren Gesundheitskrise mit dem neuen Virus, das urplötzlich in unser Leben einbrach und alles veränderte, was vertraut und bekannt schien, stürzte der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine die Welt in eine tiefe Krise, ja, Katastrophe. Was jahrzehntelang als sicher galt, der Frieden mit Russland, war mit einem Schlag Geschichte. Die Zeitenwende, die von der Politik ausgerufen wurde, sie brach über uns herein als unvorhergesehenes, nicht für möglich gehaltenes Ereignis.
In diesen Zeiten sind manche versucht, nach Aufgabe des ukrainischen Widerstands zu rufen, nur um möglichst schnell den Zustand vor dem Angriffskrieg wieder zu haben. Doch die Welt wird nie wieder so sein wie zuvor, egal wie die Lage in der Ukraine sich wenden wird. Es bleibt nur die Hoffnung auf bessere Zeiten. Das Jahresthema der action 365 passt in diese Zeiten: „In der Hoffnung steckt die Kraft zum Handeln“. Das aktuelle Poster (Gestaltung: Florentine Heimbucher) zeigt einen Kreis, von dem die Farbe der Hoffnung Grün in die Umgebung ausstrahlt: Hoffnung kennt keine Grenzen, Hoffnung sollte im guten Sinn ansteckend sein.
Die Menschen in der Ukraine haben Hoffnung, sie haben die Hoffnung, dass ihr Kampf um die Freiheit sich lohnen wird. Diese Hoffnung gibt ihnen die Kraft, wie David gegen Goliath für die demokratische Grundordnung einzutreten. Sie verteidigen nicht nur ihr Land, sondern ganz Europa, Länder wie Deutschland, in dem viele Bürger und Bürgerinnen das Leben in Freiheit als selbstverständlich erachten. Erstarrt in der Bequemlichkeit, dem Wunsch, dass alles so bleiben sollte wie bisher, fehlt der Wille, nach vorn zu schauen. Angst lähmt, Hoffnung dagegen weckt den Willen, selbst etwas zu tun, etwas beizutragen. Die Angst um Stabilität und Frieden in Europa ist berechtigt, doch sie sollte dazu führen, die Kontrolle wiederzuerlangen. Denn das unterscheidet uns Menschen von der Tierwelt: uns ist die Fähigkeit gegeben, bei Gefahr den Fluchtinstinkt zu überwinden, rational nüchtern die Sachlage zu betrachten und daraus dann Schlüsse fürs weitere Handeln zu ziehen. Diese Fähigkeit lässt sich auf alle Bereiche des menschlichen Lebens übertragen: sei es in mitfühlender Anteilnahme und Unterstützung von Menschen in jeglichen Notlagen, sei es im Kampf gegen den Klimawandel, der im Kleinen bei jedem Einzelnen beginnt, oder aber auch im Hinschauen und Handeln bei Kindesmissbrauch und Misshandlungen von Minderheiten.
Es mag Situationen geben, die hoffnungslos scheinen. Doch warum sich in diesen verlieren? Dann ist schon alles verloren. Stattdessen hilft es, tätig zu werden, etwas zu tun, und sei es noch so wenig. Denn Hoffnung wächst im Kleinen. „Hoffnung ist die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, ohne Rücksicht darauf, wie es ausgeht“, sagte Vaclav Havel einst. Fangen wir also klein an, in unserer jeweiligen Lebenswirklichkeit. Das menschliche Miteinander in Diskussionen und Demonstrationen zu den Herausforderungen unserer Zeit hat durch ungehemmte Wutwellen in den sozialen Medien Schaden genommen: es ist ein Trend geworden, andere Meinungen und Haltungen niederzuschreien und lächerlich zu machen. Den eigenen Horizont öffnen, Gegenmeinungen anhören, zur Kenntnis nehmen und sachlich argumentieren, so fängt der Frieden schon bei jedem einzelnen an. Ein Projekt, das sich weitet und zündet. Mit Hoffnung im Herzen lebt es sich einfach besser.
Text: Ulrika Maria Haak