Fruchtbare Böden werden zu Wüsten, Städte verschwinden im steigenden Wasserspiegel, extreme Stürme und Regenfälle verursachen Leid und Tod – dies ist keine Zukunftsszenario aus einem Katastrophenfilm, sondern längst bittere Realität. Erst im vergangenen Sommer vernichtete die Überschwemmung im Ahrtal Leben und Heime hunderter Menschen. Trotz aller alarmierenden Nachrichten wird noch immer zu wenig und zu unentschlossen gegen den Klimawandel vorgegangen.
Gerade erst haben die Vereinten Nationen einen Bericht veröffentlicht, in dem es um den Zustand der Böden der Welt geht. Danach sind 20 bis 40 Prozent der globalen Landflächen bereits geschädigt – Wälder werden zu Steppen, Wiesen zu Wüsten. Im Süden Kaliforniens wurde vor kurzem ein Wassernotstand ausgerufen und in Indien leiden die Menschen unter Temperaturen bis zu 50 Grad Celsius. Wo soll das noch hinführen? Welche Katastrophen sollen die Menschheit noch heimsuchen, ehe endlich entschlossen gehandelt wird?
Das aktuelle Poster der action 365 zeigt eine einsame Blüte in einer wüstenähnlichen Landschaft (Gestaltung: Arthur Elser) und ein Zitat des brasilianischen Freiheitstheologen Leonardo Boff: „Wie nie zuvor in der Geschichte liegt unser gemeinsames Schicksal in unseren Händen: Wir müssen uns entscheiden, ob wir den Weg einschlagen, der uns in den Abgrund führt, oder ob wir ihn ändern und eine Zukunft für alle garantieren, die sparsamer, solidarischer und fürsorglicher für die Natur und unser gemeinsames Haus ist.“ So dramatisch bringt Leonardo Boff die gegenwärtige Lage der Menschheit auf den Punkt.
Wir stehen an einem Scheideweg, die Entscheidung liegt bei jedem einzelnen von uns: wollen wir eine Zukunft haben für unsere Kinder und Enkelkinder oder machen wir weiter wie bisher und steuern sehenden Auges auf den Abgrund zu? Immerhin haben wir noch die Chance, uns selbstbestimmt für das Gute zu entscheiden. Die Schöpfung zu bewahren für kommende Generationen. Jeder und jede einzelne kann schon in kleinsten Schritten etwas tun: sparsam mit Wasser umgehen, die Heizung herunterdrehen, möglichst viele Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigen.
Die Welt schaut gebannt auf den Zerfall der bis dahin sicher geglaubten europäischen Sicherheitsordnung. Darüber droht die fundamentale Klimakrise in den Hintergrund zu rücken. Das darf nicht geschehen. Im Gegenteil, die Reaktion des Westens auf den russischen Aggressor ist einmütig und sollte als Vorbild dienen. Denn der furchtbare Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat eine Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft für das Land ausgelöst. Wie nie zuvor herrscht Einigkeit in der westlichen Welt, stehen die Staaten zusammen gegen den Aggressor. Es wäre zu wünschen, dass auch im Kampf gegen die permanente ökologische Krise eine ähnliche Einigkeit entsteht. Es ist höchste Zeit.
Text: Ulrike Maria Haak