Die Natur ergibt sich jedes Jahr aufs Neue dem Wind des Wandels. Was lernen wir daraus? Ohne Wandel kein Neubeginn. „Wind of Change“, so der Titel der bekannten deutschen Rockgruppe „The Scorpions“ aus den 90er Jahren nahm direkt Bezug auf den gesellschaftlichen Wandel in der damaligen Sowjetunion unter dem reformwilligen, zukunftsgewandten Staatspräsident Michail Gorbatschow. Ohne Gorbatschow wäre die deutsche Einheit nicht denkbar gewesen: Wer die Zeichen der Zeit nicht erkennt, gehört zu den Verlierern, so sinngemäß Gorbatschows Botschaft an die letzten Machthaber der DDR.
Der Wind des Wandels ist nicht immer so willkommen – heutzutage, wo kein Weltkrieg droht und die deutsche Einigung längst vollzogen ist, haben es sich die meisten komfortabel eingerichtet und gemütlich gemacht, da stören neue Einflüsse von außen nur. Veränderungen werden in der Vielzahl der Fälle nicht als Chance begriffen, sondern als Bedrohung empfunden. Das aktuelle Poster der action 365 (Gestaltung: Arthur J. Elser und Gottfried Pott) greift dieses Lebensgefühl auf: „Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen.“
Windmühlen sind zum einen scheinbar sinnfreie Kinderspielzeuge, die Luftzüge sichtbar machen, indem sie sich lustig drehen, zum anderen aber imposante Bauwerke mit langer Tradition, die den Wind nutzen, um beispielsweise Wasser in entlegenere Gebiete zu pumpen. Sie erfüllen also idealerweise gleich zwei Zielsetzungen: nämlich das nicht ganz unerhebliche, Freude zu spenden und das eines Arbeitsinstruments, nämlich zum Beispiel Wasser zu anderen, höhergelegene Gebieten zu transportieren und damit das Überleben zu sichern.
Wer aber den Wind des Wandels spüren möchte und damit „Ja“ sagt zum Leben, der baut keine Mauern. Denn das bedeutet auf Dauer: Stillstand. Und wie hat sich die Menschheit bisher fortentwickelt? Durch Wagemut, Zuversicht und Hoffnung auf die bestehenden Talente und Gewissheiten. Und bestimmt nicht im Beharren auf bestehende Verhältnisse, auch wenn das zeitgemäß und bestimmt die bequemere Variante gewesen wäre.
Es ist also eine bewusste Entscheidung für Veränderung, die uns weiterbringt. Über die Grenzen des Alltäglichen hinaus zu denken, erfordert Kraft, Mut und Kreativität. Furchtlosigkeit und Gottvertrauen helfen, den Wind des Wandels zuzulassen und sogar weiterzutragen.
Text: Ulrike Maria Haak