„Mein Gott, wie viel Blau verschwendest du, damit wir dich nicht sehen!“ Der griechische Schriftsteller und Poet Odysseas Elytis hat mit diesem Satz ein Paradoxon geschaffen: Gott hat die Farbe Blau des Himmels erschaffen, damit er selbst unsichtbar bleibe. Der Dichter vermag es, in kürzester Form auszudrücken, was Millionen von Menschen durch die Jahrtausende bewegt hat und bis heute bewegt. Wo ist derjenige, der uns all die Schönheit der Welt geschenkt hat? Warum zeigt er sich nicht?
Die weiße Schrift auf dem tiefen Blau des neuen Posters weckt Assoziationen an diese jahrtausendealte Suche nach dem Schöpfer. Sie wirkt wie eingekerbt in den Hintergrund, wie die ersten menschlichen Inschriften auf Stein, in Höhlenwänden. Und auch die Landschaft ist eine aus der Zeit gefallene. Ohne Hinweise auf Bewohner oder menschliche Einwirkungen, ist es das Inbild einer Landschaft.
Dem Blick nach oben, in die Weiten des Himmels, ist der Blick nach Unten, aus dem Weltraum, entgegengesetzt: der Physiker und Militärwissenschaftler Sigmund Jähn, Ostdeutscher und Held der DDR, hat seine Gedanken als erster Deutscher im Weltraum zusammengefasst. „Doch als ich ihn (unseren Planeten) in seiner unsagbaren Schönheit und Zartheit aus dem Weltraum sah, wurde mir klar, dass der Menschheit wichtigste Aufgabe ist, ihn für zukünftige Generationen zu hüten und zu bewahren.“
Es sind erstaunlicherweise nicht die Gedanken eines nüchternen Naturwissenschaftlers, und auch nicht die Gedanken eines siegreichen Helden. Von einem Staat gesendet, der nur den Glauben an den Sozialismus zählen ließ, kommen dem Ausnahme-Astronauten in seinem Ausgeliefertsein an die technischen Möglichkeiten seiner Weltraumkapsel die Erkenntnis, dass die Erde genauso verletzlich und klein ist wie er, in den unendlichen Weiten des Weltalls. Es sind die Gedanken eines Menschen, der beim Anblick seines Heimatplaneten Erde innerlich in die Knie geht.
(Text: Ulrike Maria Haak)